geb. am 15. Januar 1913 in Stuttgart
gest. am 23. Juli 2009 in Worms
Häftling im KZ Osthofen vom 30. März bis 5. Dezember 1933
Um der Arbeitslosigkeit im Anschluss an seine Lehre in einem gewerkschaftseigenen Bauhüttenbetrieb zu entgehen, hatte der in Stuttgart geborene Wahl auf einem Rheinschiff als Schiffsjunge angeheuert. 1931 in Duisburg von der Jugendorganisation der SPD zum Kommunistischern Jugendverband Deutschlands (KJVD) übergewechselt, wurde bald die KPD auf ihn aufmerksam. Sie verpflichtete ihn noch vor 1933 für Kurierdienste auf der Strecke zwischen Basel und Rotterdam. Gewerkschaftlich organisiert war Wahl im Einheitsverband der Seeleute, Hafenarbeiter und Binnenschiffer, der deutschen Sektion der kommunistischen „International of Seamen and Harbourworkers“. Über seinen Vater, Mitbegründer und stellvertretender Vorsitzender der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) in Duisburg, unterhielt Wahl außerdem Beziehungen zu Anna Siemsen und zu Max Seydewitz von der Führungsebene jener linksradikalen Kleinpartei. Anfang März 1933 wurde Philipp Wahl in Worms durch die Strompolizei verhaftet. Während des folgenden Verhörs wurde er von SS-Männern brutal zusammengeschlagen, bis er schließlich in Ohnmacht fiel. Bis zum Monatsende musste er im Wormser Krankenhaus behandelt werden. Sodann wurde er im KZ Osthofen inhaftiert. Nach seiner Entlassung stellt er wiederum seiner kommunistischen Widerstandsgruppe bis zu deren Zerschlagung durch die Gestapo zur Verfügung. Philipp Wahl wurde 1938 zur Reichskanzlei nach Berlin zwangsverpflichtet und arbeitete dort als Stuckateur. 1939 erhielt er seine Einberufung zur Wehrmacht. 1944 wurde er in Russland schwer verwundet. 1945 engagierte er sich wiederum für die KPD und war 1946 Mitglied der erweiterten Kreisleitung der KPD in Worms. 1953 kandidierte er für diese Partei für den Dt. Bundestag. Außerdem engagierte er sich gewerkschaftlich und wurde zweiter Ortsvorsitzender der IG BSE. 1968 trat er der DKP bei. In den 1990er Jahren war er Vorsitzender der VVN-BdA in Rheinland-Pfalz.1972 gehörte er zu den Begründern der „Lagergemeinschaft Osthofen“, dessen Vorsitzender er bis zu seinem Tode war. Seit dieser Zeit engagierte er sich in Gesprächen mit Jugendlichen und bei Führungen durch die Gedenkstätte.
Quellen und Literatur: Interview Arenz-Morch mit Philipp Wahl; Hauptstaatsarchiv Düsseldorf RW 58 Nr. 494144, 41313 u. 31260; Willy Buschak: „Arbeit im kleinsten Zirkel“. Gewerkschaften im Widerstand gegen den Nationalsozialismus; Dieter Nelles: Widerstand und internationale Solidarität. Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) im Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Einheitsverband der Seeleute, Hafenarbeiter und Binnenschiffer unter besonderer Berücksichtigung des Wirkens der Hafenarbeiter und Seeleute in Emden - Historischer Abriss (zusammengestellt von Christian Dietrich) (.pdf)
Karte: Ausbreitung des Einheitsverband der Seeleute, Hafenarbeiter und Binnenschiffer 1923 - 1936 (erstellt von Christian Dietrich) (.pdf)
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