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53. Bundesweites Gedenkstattenseminar

Historiker aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Belgien und Österreich haben sich am Wochenende beim 53. bundesweiten Gedenkstättenseminar in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert mit der Geschichte von Polizeihaftlagern beschäftigt.

65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges prägen zunehmend internationale Kooperationen die Gedenkarbeit der betroffenen Länder. Gedenkstätten in Deutschland, Belgien, Frankreich, Luxemburg und Österreich tauschen sich mehr und mehr aus. Ein Beispiel dafür ist "Die geraubte Sprache", eine Präsentation des Europäischen Zentrums der Deportierten und Widerständler im französischen Natzwiller. Diese Ausstellung wird auch in anderen Ländern zu sehen sein. Im Herbst macht sie in der Gedenkstätte Osthofen bei Worms Station. Darauf hat Direktorin Valérie Drechsler am Rande des 53. Bundesweiten Gedenkstättenseminars in Hinzert-Pölert aufmerksam gemacht. 90 Personen, darunter Historiker aus Deutschland, Luxemburg und Frankreich, haben sich in der Gedenkstätte Hinzert mit dem Thema Polizeihaftlager befasst. Solche Lager gab es in Hinzert, Saarbrücken und Metz.
 
Parallel zu Kooperationen bei Ausstellungen oder Veranstaltungen gibt es den Austausch von Erfahrungen, Publikationen oder Referenten. Sie inspirierten sich gegenseitig, begrüßt Steve Kayser, Direktor des Dokumentations- und Forschungszentrum der Zwangsrekrutierten (Luxemburg), das grenzüberschreitende Miteinander von Fachleuten aus fünf Ländern.

"Betroffenheitspädagogik" ist nicht mehr zeitgemäß

Die Initiative sei vor zwei Jahren von der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz ausgegangen, einem der Seminar-Veranstalter. Eines ihrer gemeinsamen Ziele sei, den Standpunkt der Historiker zu festigen, deren fundiertes Wissen von elementarer Bedeutung sei. Als weiteres Ziel nannte Kayser den Abschied von der "Betroffenheitspädagogik" zugunsten von einem Veranschaulichen von Zusammenhängen und einem Verstehenlernen. Heutige Jugendliche seien daran sehr wohl noch interessiert.
 
Entscheidend sei die Vermittlung von Basiswissen, pflichtete Uwe Bader von der Gedenkstätte Osthofen bei. Der Gedenkstätte in Hinzert komme aufgrund ihrer Lage im Dreiländereck eine besondere Bedeutung zu, gerade auch vor dem Hintergrund der internationalen Zusammenarbeit wie beim jetzigen dreitägigen Seminar.
 
Anfangs habe es solche Seminare nur in Westdeutschland gegeben, erklärte Thomas Lutz von der Stiftung "Topographie des Terrors" (Berlin). Inzwischen fänden sie in der gesamten Republik statt und die Zahl der Teilnehmer steige. Statt anfangs 30 Personen meldeten sich heute bis zu 140 pro Seminar an, um sich inhaltlich fortzubilden.
 
In Hinzert, das kein Vernichtungslager war und auch nicht über Gaskammern verfügte, kamen nachweislich mindestens 321 Menschen ums Leben. Allerdings dürfte die tatsächliche Zahl der zwischen 1939 und 1945 getöteten Menschen aus Luxemburg, Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Polen deutlich höher sein

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