Kommunisten waren seinerzeit keineswegs nur in der KPD organisiert. Aber alle „Abweichler“ von der eigenen Parteilinie wurden von dieser durchweg mit den härtesten Bandagen bekämpft. Hierzu zählten u.a. jene, die sich zu Leo Trotzki bekannten. In Deutschland gab es seit Anfang der 1930er Jahre zwei miteinander konkurrierende trotzkistische Gruppierungen: Eine Minderheitsgruppe, die sich seit Frühjahr 1933 Linker Flügel der KPD/Marxisten–Internationalisten nannte, konnte sich reichsweit auf kaum mehr als 80 Mitglieder stützen, darüber hinaus allerdings noch auf etliche Sympathisanten; ihre konspirativen Inlandsstrukturen, darunter ihr Stützpunkt in Ludwigshafen, wurden bereits im Frühjahr 1934 restlos zerschlagen. Die Mehrheitsgruppe mit zunächst etwa 600 Mitgliedern und einem noch größeren Sympathisantenumfeld firmierte seit Herbst 1933 als Internationale Kommunisten Deutschlands (IKD). Der politisch-ideologischen Unterrichtung der eigenen Anhängerschaft diente u.a. das Periodikum „Unser Wort. Wochenzeitung der Internationalen Kommunisten Deutschlands“. Ihre südwestdeutsche Struktur bestand lediglich aus Stützpunkten in Mainz und Frankfurt, die eng miteinander kooperierten. In beiden Städten waren sie in die konspirativen Strukturen der SAP eingeklinkt. In Mainz handelte es sich dabei allenfalls um sechs Trotzkisten. Neben dem von der Berliner Reichsleitung bzw. vom Auslandskomitee in Paris bezogenen Material wurden auch selbst hergestellte antinazistische Flugblätter und Zeitungen herausgebracht. Nach ersten Festnahmen schon im Herbst 1933 gingen die südwestdeutschen Trotzkisten vorübergehend auf Tauchstation. Nach der Wiederaufnahme ihrer antinazistischen Arbeit standen ihnen schließlich noch nicht einmal mehr Vervielfältigungsgeräte zur Verfügung, sodass sie ihre Flugblätter einzeln abtippen mussten. Die IKD-Gruppen im Rhein-Main-Gebiet wurden im Frühjahr 1936 im Zuge einer gegen die SAP gerichteten Aktion zerschlagen. Zwischen 1935 und 1937 wurde nahezu die ganze Widerstandsstruktur der Trotzkisten reichsweit durch die Gestapo aufgerollt.
Autor: Axel Ulrich
Literatur: Jan Foitzik: Zwischen den Fronten; Alles: Zur Politik und Geschichte der deutschen Trotzkisten; Axel Ulrich: Politischer Widerstand im Rhein-Main-Gebiet; Ulrich: Arbeitereinheitsfront gegen den Faschismus?, in: Mainzer Geschichtsblätter, Heft 12.
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