„Wenn heute der Nationalsozialismus triumphiert…, dann werdet ihr, solange diese Herrschaft dauern wird, nicht mehr zur Wahl gehen, nicht mehr eure Meinung in die Waagschale werfen dürfen – dann wird man die letzten Reste eurer Freiheit und eurer Bürgerrechte zerschlagen und, mit den brutalen Mitteln, die ihr kennt, euch zu dumpfem Gehorsam, zu schweigender Unterwerfung zwingen.“
Theodor Wolff im Berliner Tageblatt vom 31. Juli 1932
Diese Prognose des Chefredakteurs des Berliner Tageblatts, ein halbes Jahr vor der Machteroberung der Nationalsozialisten publiziert, sah zutreffend die Abschaffung humanistischer Grundwerte, wesentlicher Menschenrechte und demokratischer Freiheitsrechte, die brutalste Unterdrückung und Vernichtung derjenigen voraus, die sich diesem totalitären Anspruch ganz oder teilweise entzogen, verweigerten oder gar aktiv widersetzten. Eine Machteroberung, die auch die Voraussetzungen schuf für die Ausgrenzung, Unterdrückung und schließlich Vernichtung der Menschen, die nicht in das wahnhafte Bild der Nationalsozialisten von einer rassisch reinen „Volksgemeinschaft“ passten. Es gab und gibt aber selbst in einer totalitären Diktatur Handlungsspielräume, die von Individuen für oder gegen die Diktatur genutzt werden können. Somit sind und bleiben individuelle Entscheidungen eine wesentliche Grundlage für das Funktionieren bzw. für das Scheitern eines Gemeinwesens. Der historische Abstand zu den menschenverachtenden Gräueltaten der Nazi-Zeit wird zunehmend größer. Schon die heutige Elterngeneration kennt die Ereignisse nur noch vom Hörensagen; für Jugendliche ist der direkte Zugang vollends nicht mehr gegeben. Daher ist die Auseinandersetzung mit allen Aspekten der NS-Zeit bezogen auf unser heutiges Bundesland Rheinland-Pfalz ein wichtiges Anliegen der historisch-politischen Bildung. Rheinland-Pfalz entstand jedoch erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges durch Verfügung des französischen Generals Pierre Koenig. Während der NS-Zeit gehörten Gebietsteile des heutigen Rheinland-Pfalz zu Preußen, zu Bayern, zum Volksstaat Hessen, zum Herzogtum Nassau, zum Großherzogtum Oldenburg sowie zum Fürtentum Birkenfeld. Daher müssen für eine Überblicksdarstellung zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz die damaligen politischen Strukturen beachtet werden. Die Archivrecherchen müssen beispielsweise auch die heutigen hessischen oder bayerischen Archive einbeziehen. Auch die damaligen Strukturzusammenhänge des Widerstandes haben nichts mit den heutigen poliisch-geografischen Gegebenheiten zu tun, daher muss die Widerstandsforschung zumindest das gesamte Rhein-Main-Gebiet und den Bereich Mannheim-Heidelberg ins Blickfeld nehmen.
Literatur: Landeszentrale für politische Bildung (Hg.): Verfolgung und Widerstand in Rheinland-Pfalz 1933 – 1945. Bd. 1: Gedenkstätte KZ Osthofen – Ausstellungskatalog; Die Zeit des Nationalsozialismus in Rheinland-Pfalz, Bände 1 bis 3. Hrsg. v. Hans-Georg Meyer und Hans Berkessel, Mainz, 2000 und 2001; Michael Kißener: Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz 1945 - 2005. Wege zur Integration eines "Nachkriegsbundeslandes", Leinfelden-Echterdingen 2006. Sonderauflage für die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz; Rheinland-Pfalz Unser Land im Überblick, hg. von der Landeszentrale für politische Bildung, Mainz 2007.
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