Bereits nach den ersten Feldzügen der Wehrmacht in Polen im Herbst 1939 wurden kriegsgefangene Soldaten ins Deutsche Reich gebracht. Bis in das Jahr 1944 hinein überführte die Wehrmacht von allen Kriegsschauplätzen, auch aus weit entfernten Staaten, Millionen Kriegsgefangene nach Deutschland. Die Ursache dafür war nicht allein, dass man die Soldaten aus dem Kampfgebiet wegführen wollte, um ihre Flucht oder Befreiung zu verhindern. Der gigantische Aufwand hatte einen weiteren Grund: Die Kriegsgefangenen sollten eingesetzt werden, um die deutsche Kriegswirtschaft aufrecht zu erhalten. Schon vor dem Angriff auf Frankreich 1940 fehlten eine halbe Million Arbeitskräfte allein in den Unternehmen, die Wehrmachtsaufträge erhalten hatten. Da eine ständig steigende Zahl deutscher Männer als Soldaten eingezogen wurden, sollten Kriegsgefangene ihre Plätze einnehmen. Das Gebiet des heutigen Landes Rheinland-Pfalz gehörte hinsichtlich der Verwaltungsaufgaben der Wehrmacht zum Wehrkreis XII. Wegen der Nähe zum "Operationsgebiet" in Frankreich war der Einsatz von Kriegsgefangenen bis zum Sommer 1940 auf Rheinhessen beschränkt. Schon bei der Rückführung der evakuierten Bevölkerung in die "Rote Zone" setzte man polnische und französische Kriegsgefangene ein.
Autorin: Andrea Neugebauer
Literatur: Reinhard Otto, Rolf Keller, and Jens Nagel (2008). Sowjetische Kriegsgefangene in deutschem Gewahrsam 1941–1945. Zahlen und Dimensionen; Christian Streit: Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941–1945. Bonn 1997. Aktualisierte Neuausgabe des Standardwerks von 1978; Hedwig Brüchert Ausländische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osthofen während des Zweiten Weltkriegs , Osthofen 2011
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